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Seit der Geburt meines ersten Sohnes Patrik, der behindert ist, teile ich mein Leben mit ihm. Er ist es, der mich geprägt und im besonderen auf den Weg geführt hat, den ich heute gehe. Der mich auch immer wieder veranlasste, den Weg, den ich gerade ging, zu hinterfragen und wenn nötig auch zu ändern, zu korrigieren oder zu verlassen. Er ist und war es auch, der mich vor Hochmut und Überheblichkeit bewahrt hat. Denn, wenn man sich für ihn entschieden hat, wird man still, lernt zu horchen, zu denken und zu überlegen, dann zu entscheiden und letztendlich zu ändern.

Erfahren habe ich aber auch, dass man sich wegen oder mit Patrik schämt, dass die Frage nach der Schuld, oder schlimmer noch, dass die Frage nach dem Reinheits- und aber auch Vorurteilsdenken hinter vorgehaltener Hand auch heute noch ein Thema ist. 

Der Weg, den ich mit ihm gegangen bin und gehe, ist und war kein einfacher, nicht mit Rosen bestreut. Stimmt nicht ganz: Manchmal doch streuten mir liebe Menschen Rosen, sei es auch nur mit einem wohlwollenden Lächeln. Ich bin stolz, diesen Weg bis jetzt gegangen zu sein, mit all seinem Schönen und Schweren.

Ein Zitat von Beethoven "Niederdrücken soll mich das Schicksal nicht" war oftmals mein Begleiter. 

Es ist der Weg, den ich gehen muss. Dieser Weg ist mein Weg. Kein anderer Mensch muss oder kann ihn gehen ausser mir. Darum gestatte ich auch niemandem, diesen meinen Weg zu kritisieren und sogar eigenmächtig in diesen einzugreifen.

Doch wer nicht mit mir geht, läuft gegen mich!

Es ist der Weg, welcher mir vier Fragen beantworten wird, so hoffe ich es, bis am Ende meines irdischen Lebens, welche ich am Anfang seines Lebens gestellt habe:

Wer bist Du? 

Warum bist Du so gekommen, wie Du kamest? 

Was ist der Sinn Deines Kommens?

Warum ich?

Und immer näher komme ich an die Antworten dieser vier Fragen heran. Macht mich dieses immer Näherkommen nun glücklich? Dankbar ja. Glücklich? Ich weiss es nicht. Froh, eher traurig. Frohtraurig! Eines aber weiss ich bestimmt: Patrik und das Leben mit ihm haben mich schon jetzt stärker und unendlich reicher gemacht. Durch ihn kamen auch meine inneren Bilder vom Menschen und Menschsein zurück, die zu lange überdeckt worden waren.

Patriks Leben und sein Schicksal haben mich schwer gemacht. Es sind die schmerzhaften Erfahrungen mit ihm, seine Ängste, seine Schmerzen und Leiden, die ich mit ihm getragen habe, die in meiner Seele nun haften und mir diese Schwere geben.

Warum Du? Du, der die Menschen liebt

Wer bist Du wirklich?

Was ist Menschsein in dieser Welt?

Ist so Menschsein in dieser Welt, wie Du es bist und lebst und wirst Du darum so missachtet und in deiner Würde verletzt, wie Du es erleiden musst und musstest, von denen, die von sich behaupten, wahre christliche Menschen zu sein.

Die Würde des Menschen ist unantastbar, heisst es doch so schön. Sind dies nur leere Worte? Oder gelten sie nicht für Dich? Gesteht man Dir keine Würde zu? Und mit Dir so auch mir nicht?